Unternehmen Overlord (B00IQL9FGU) by Peter Lieb
Autor:Peter Lieb [Lieb, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406660726
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2014-02-28T05:00:00+00:00
6.2. „Dreckiger Krieg“: Die Ermordung von Kriegsgefangenen
Es ist eine betrübliche Feststellung: Kriegsverbrechen sind integraler Bestandteil eines jeden Kriegs. Allerdings bleiben sie aufs Ganze gesehen gewöhnlich die Ausnahme und nicht die Regel. Die zentrale Frage ist also nicht, ob Kriegsverbrechen begangen werden, sondern in welchem Ausmaß sie begangen werden. Ebenso ist es illusorisch zu glauben, eine der beiden Kriegsparteien könne sich den Verstößen gegen das Völkerrecht entziehen. Im Krieg stehen das Verhalten der beiden Gegner stets in einem reziproken Verhältnis, wie schon der Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz in seinem Klassiker „Vom Kriege“ zu Beginn des 19. Jahrhunderts schrieb: „Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, und es gibt in der Anwendung derselben keine Grenzen; so gibt jeder dem anderen das Gesetz, es entsteht eine Wechselwirkung, die dem Begriff nach zum äußersten führen muss.“[29] Und auch der Schriftsteller Ernst Jünger urteilte ähnlich, sah aber gleichzeitig auch, dass den Grausamkeiten Grenzen gesetzt waren: „Wer seinen Gegner nach Willkür abtut, darf selber nicht Pardon erwarten; und damit bilden sich neue härtere Kampfregeln aus. Theoretisch schien mir das verlockend, doch praktisch wird man unausweichlich dem Augenblick zugeführt, in dem es gegen Wehrlose die Hand zu heben gilt. Das ist bei kaltem Blut nur möglich im Kampf mit Tieren oder in Kriegen, die zwischen Atheisten geführt werden. […] Der Krieg ist kein Kuchen, den die Parteien restlos teilen; es bleibt immer ein gemeinsames Stück. Das ist der göttliche Anteil, der dem Streit entzogen bleibt und der den Kampf der puren Bestialität und der dämonischen Gewalt entzieht.“[30]
Auch die Normandie machte von diesen Regeln der Kriegsund Gewaltkultur keine Ausnahme. Schon in den Morgenstunden des 6. Juni ging es mit den Kriegsverbrechen los, und zwar auf beiden Seiten: Die Deutschen erschossen gefangene britische Fallschirmjäger, die Alliierten machten an den Landungsstränden häufig keine Gefangenen, selbst nachdem die Hitze des Kampfes abgekühlt war. Auch in den folgenden Wochen und Monaten kam es wellenartig immer wieder gehäuft zu Erschießungen von Kriegsgefangenen. Dabei stellen sich die folgenden Fragen: Existierten in gewissen Einheiten generelle Befehle zur Tötung von Kriegsgefangenen? Waren diese Verbrechen Routine oder aufs Ganze gesehen doch Einzelfälle? Geschahen sie in der Hitze der Schlacht oder nach Abklingen der Kämpfe in voller Intention?
Ganz zweifellos begünstigte vor allem das Heckengelände der Normandie Hinterhalte. Doch auch ansonsten waren Nahkämpfe keine Seltenheit, so in den Bunkeranlagen des „Atlantikwalls“ am D-Day. Über Leben oder Tod musste in Bruchteilen von Sekunden entschieden werden. Den Soldaten blieb meist keine Zeit mehr sich zu ergeben. Wer schneller schoss, hatte mehr vom Leben. Ein britischer Veteran beschrieb diese „Hitze der Schlacht“ nach dem Krieg sehr plastisch: „Wenn ein deutscher Soldat auftauchte, schoss jeder auf ihn. Es machte nichts aus, wir dachten nicht einmal, dass sie Menschen waren. Wenn ich sage, dass wir einer Gehirnwäsche unterzogen waren, klingt das ein wenig übertrieben, aber man denkt eigentlich nicht darüber nach. Du stehst da, es ist laut, jeder schreit und plärrt und plötzlich siehst du diese Figur. In der Erregung feuerst du darauf. […] Selbst wenn er umfällt, feuerst du weiter. […] Einige Deutsche
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